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196 Route 33. TLEMCEN. Geschichte. An seiner Stelle wird bereits zur Zeit Sidi Okba’s (S. 336) die Berber-
siedelung
Agâdir erwähnt, die seit 790 unter Idris I. (S. 97) als be-
festigter
Hauptort der Ostmark Marokkos dem Kharidjitenreich in
Tiaret (S. 216) gegenübertritt und seitdem durch sieben Jahrhunderte in
alle Parteikämpfe um den Besitz der Berberei verwickelt wird. In den
Kämpfen der Omaijaden (S. 71) und Fâtimiden (S. 336) behaupteten sich
die Statthalter von Agâdir, Nachkommen von Idris’ I. Bruder Solaïmân
ben-Abdallah
, als Vasallen bald der einen bald der anderen Dynastie,
973 verwüstete Bologgîn es-Ziri (S. 336) auf einem Feldzuge gegen die
Omaijaden die Stadt.

Im J. 1081 erschien der Almoravide Jûsuf ibn-Têschufîn (S. 97) vor
den Toren von Agâdir, gründete an der Stelle seines Feldlagers (berberisch
tagrârt) die Neustadt Tagrârt, das spätere Telensîn oder Tlimsân der
Mauren, und vereinigte das westliche Algerien mit Marokko. Die Um-
gegend
von Tagrârt war 1145 Schauplatz der Entscheidungsschlacht zwi-
schen
Tâchfin ben-Ali (S. 191) und Abd el-Mûmen (S. 97), die den Unter-
gang
des Almoravidenreiches besiegelte. Seit dieser Zeit erscheint Tagrârt
als Sitz der almohadischen Statthalter aus dem bei Tlemcen ansässigen
Geschlecht der Abd el-Wâd, einem Zweig des mächtigen Berberstamms
der Zenata, und als Truppenlager, während in Agâdir nur die niederen
Volksschichten verbleiben.

Der Sturz der Almohaden gab zu der Gründung des Königreichs Tlemcen
Anlaß, das sich bald westl. bis zur Mulûja (S. 128), östl. bis Bougie (S. 273)
erstreckte. Jarmorâsen ben-Zeijân (1239-82), der erste unabhängige Herr-
scher
aus der Familie der Abdelwaditen, wandelte seine Hauptstadt Tlemcen
mit Hilfe maurischer Künstler aus Andalusien zu dem neben Fês glänzend-
sten
Kunstmittelpunkte der Berberei um.

Zu den berühmtesten, durch Sage und Dichtung verklärten Episoden
in der Geschichte des Maghreb gehören die beiden Belagerungen Tlemcens
durch die Meriniden (S. 97). Die erste Belagerung durch Abû Jakûb und
seinen Enkel Abû-Tsâbit Omar (1299-1307) war mit dem Bau der Lager-
stadt
El-Mahalla el-Mansura eingeleitet worden, die zwar von den Abdel-
waditen
nach dem Abzuge des marokkanischen Heeres mit Ausnahme der
Moschee dem Erdboden gleichgemacht wurde, aber bei der zweiten erfolg-
reichen
Belagerung Tlemcens durch Abû ’l-Hasen Ali (1335-37) aus den
Trümmern wiedererstand.

Der kurzen Herrschaft der Meriniden (1337-59) verdankt Tlemcen
fast alle hervorragenden Baudenkmäler außerhalb der Stadt. Während
Abû ’l-Hasen Ali ( 1348) noch neben Fês Mansura als Residenz beibe-
hielt
und dort als Kasba den neuen Siegespalast aufführte, wurde es
schon unter Abû Inân Fâres (1348-58) verlassen und seitdem bis zur
französischen Zeit nur noch als Steinbruch benutzt.

Unter den Zijaniden (1359-1517), der jüngeren abdelwaditischen Dyna-
stie
, entging auch Tlemcen, nach der glanzvollen Regierung Abû Hammu
Musa’s II.
(1359-89), dessen Hof im Wetteifer mit Granada einen Sammel-
punkt
für Künstler, Dichter und Gelehrte abgab, nicht dem allgemeinen
Niedergange der Berberei. Als Kriegsschauplatz an allen Kämpfen der
Meriniden und Hafsiden (S. 337) beteiligt, dazu durch unaufhörliche innere
Unruhen schwer geschädigt, büßte Tlemcen bald alle Bedeutung ein und
sank, nach dem Sturz der Zijaniden durch Horuk Barbarossa (S. 231) und
nach kurzer Besetzung durch die Spanier (1518), zu einer armseligen
Provinzstadt des Beylikats von Oranien herab. Die jetzige Stadtmauer
(1855-56) und ein ganzes Stadtviertel sind Neuschöpfungen der französischen
Regierung, welche Tlemcen im J. 1842 der neuen algerischen Kolonie ein-
verleibt
hatte.

Von der Porte de Sidi Bou-Médine (Pl. D 2,3), dem Haupttore der
Stadt, gelangt man durch die Rue de Sidi Bel-Abbès in 2 Min. auf
die von schönen Platanen beschattete Esplanade du Méchouar
(Pl. C 3). Links der